Chronik

40 Jahre Kirmes

Es waren einmal zwei verträumte kleine Orte in der Vorderrhön namens Eiterfeld und Arzell. Beide Orte hatten jährlich ihre traditionellen Dorffeste, welche in den örtlichen Kneipen ausgetragen wurden. Das bedeutete für die Kirmesburschen harte Arbeit und für die Wirte von Eiterfeld und Arzell viel Geld.Da die Arzeller und Eiterfelder ja schon immer extrem clever waren, überlegten sie sich, wie sie den Wirten eins auswischen konnten. Deshalb taten sie sich zusammen und feierten im Jahre 1976 die erste gemeinsame Zeltkirmes.Da eine Zeltkirmes einen großen Aufwand bedeutete und vor allem einige Ausgaben, beschlossen die Kirmesburschen und Kirmesmädchen, dass eine Einlage von 50 DM einzuzahlen war.Um die Kirmeskasse, trotz der Einlage, zu schonen wurden damals alle Geräte und Gegenstände von zu Hause mitgebracht und in das Kirmeszelt integriert. Dabei wurde auch keine Rücksicht auf die liebe Familie genommen, ob es nun Omas alte Spüle oder Vaters guter Gartenschlauch war, der bei der Kirmes gebraucht wurde, alles wurde mitgenommen, um eine schöne und gute Kirmes zu organisieren. Am Ende dieser ersten gemeinsamen Zeltkirmes, blieb so viel Geld übrig, dass die erste Kirmesfahrt ins Leben gerufen wurde. Somit war die glanzvolle Zeit der Einnahmen der Eiterfelder und Arzeller Wirte zu Ende und die Kirmesburschen freuten sich über das verdiente und erarbeitete Geld!Natürlich war diese erste gemeinsame Kirmes nicht die Letzte, die Arzeller und Eiterfelder zusammen feierten. Bis heute wird die Freundschaft gepflegt und die traditionelle Zeltkirmes der Kirmesgesellschafft Eiterfeld / Arzell jährlich gefeiert.Es versteht sich natürlich von selbst, dass seit dem Jahr 1976 so einiges mit und bei der Kirmes Eiterfeld / Arzell passiert ist. Deshalb gibt es nun einen kleinen Einblick in die Geschehnisse und Highlights der letzten Jahre.Die Kirmes wurde in den Jahren 1976-1986 traditionell von Freitags bis Sonntags gefeiert. Dabei wurde das Programm so gestaltet, dass Freitags eine Live Band zur Unterhaltung der jüngeren Generation eingeladen wurde, samstags erfreute sich die ältere Generation beim Tanz mit „Dicker Backenmusik“ und sonntags wurde die Kirmes mit dem Traditionellen Dorfabend beendet.Natürlich benötigt ein Kirmeszelt auch einen Platz wo es stehen kann. Die ersten Kirmesfeste wurden auf der Wiese zwischen der Tankstelle Hartmann und der heutigen ÜWAG ausgetragen. In späteren Jahren war der Standort der Kirmes auf Giebels Wiese, neben der Schulsporthalle, danach zog sie zum Sägewerk um und heute wird die Kirmes auf Ludwig Gombert`s Wiese gefeiert.Da Kirmes Kirchweih bedeutet, wurde in den ersten Jahren der sonntägliche  Gottesdienst im Festzelt gefeiert. Diese Tradition wurde allerdings abgelegt, da während eines solchen Gottesdienstes sogenannte „Flitzer“ (entblößte Gestalten, so wie Gott sie schuf, nämlich nackt!) durch das Kirmeszelt huschten und bei den Kirchgängern (im wahrsten Sinne des Wortes) „blankes“ Entsetzen hervorriefen. Statt dessen  gestaltete die Kirmesgesellschaft mehrere Gottesdienste in der Kirche, wie sie es heute noch tut.Ab dem Jahr 1987 verlängerte sich das Fest um den Montag, da die Kirmesgesellschaft bemerkte das sich ein zusätzlicher Tag zum Feiern lohnen würde. An diesem Tag lud und läd die Kirmes bis heute noch zum Starkbiertrinken und Haxenessen ein. Seit 1992 bis heute wird die Kirmes von Donnerstag bis Montag gefeiert.Durch die guten Kontakte einiger Mitglieder, war es der Kirmes vergönnt mega Bands und bekannte Schlagerstars engagieren zu Können. Hierbei sind besonders Bands wie Grobschnitt (1977), Guru Guru (1978), Wallenstein (1980), Hob Goblin (1988), die Strassenjungs (1990), Die Toten Ärzte (1990), Truck Stop (1992) ,Die Bayrischen 7 (1996) und Schlagerstars wie Teddy Parker (1978) und Ingrid Peters (1979) zu nennen.Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Eintragung der Kirmesgesellschaft Eiterfeld/Arzell als Verein im Jahre 1983. Einer der größten Vorteile dieser Eintragung war der Zuspruch eines Kirmesbaumes, den man nun nicht mehr in einer Nacht und Nebel-Aktion aus dem Wald entführen mußte.Kirmes, das bedeutet Tradition.Und Traditionen gab und gibt es bei der Kirmes bis heute noch, wie zum Beispiel die alljährlich Kirmesfahrt. Diese Fahrten wurden und werden durch die harte Arbeit der Jungs und Mädels ermöglicht. Und nicht zu allerletzt von der großen Anzahl an Besuchern die auf der Kirmes das ein oder andere Bier tranken/trinken.Eine weitere Tradition ist das Kirmesbaumschlagen nach der Kirmes. Beim Kirmesbaumschlagen bearbeiten die Kirmesburschen den Baum mit einer Axt so lange, bis er umfällt. Der Vorletzte Schläger hat das Spiel verloren und muß für die gesamte Kirmesgesellschaft eine Runde Getränke ausgeben. Diese Tradition hat schon so manchen Kirmesburschen in den Ruin getrieben. Glücklicherweise wurden schon immer die Mädels bei dieser Tradition verschont.Wenn es um Traditionen geht, dann ist der sonntägliche Kirmestanz nicht zu vergessen. Dieser wird schon Monate vor dem eigentlichen Fest geprobt, um dem Publikum einen Perfekten Tanz vorführen zu können. Dabei versteht es sich natürlich von selbst, dass jedes Jahr ein bis zwei neue Tänze einstudiert werden.Das ästhetische Aussehen lag den Jungs und Mädels schon immer besonders am Herzen, deswegen gab es seit Beginn Kirmesklamotten, bestehend aus Oberteilen wie Pullover Hemden oder T-Shirts.Dass die Kirmesgesellschaft Eiterfeld/Arzell was Besonderes war und immer noch ist das ist natürlich logisch, doch nur die wenigsten wissen, das diese Gesellschaft Vorreiter in der technischen Entwicklung war und für Revolutionen sorgte:Hierbeiist als erstes die Einführung von echten Tellern und Tassen statt Papiergeschirr zu nennen, was zur Folge hatte das die Natur von den Unmassen an Papiermüll verschont wurde und die Kirmesbesucher konnten ihr Essen und Trinken, wie zu Hause, von richtigem Geschirr genießen.Die nächste Revolution war die Einführung der Gläserspülmaschine. Durch dieses Vorhandensein, konnten sich die Kirmesburschen voll und ganz der Bedienung der Gäste widmen. Die letzte große Revolution war der Anschluß eines Bierkontainers an alle Zapfhähne, statt dem ständigen wechseln von Minibierfässern. Am meisten freuten sich damals die männlichen Mitglieder darüber, da die Bandscheibenvorfälle um 76% zurückgingen.Ein Schmaus für die Augen ist und war natürlich schon immer die Sektbar. In ihren Ursprüngen wurde sie von den männlichen Kirmesmitgliedern gestaltet. Dementsprechend konnte man nur entblößte junge Mädchen in der Bar bewundern, was den Herren der Schöpfung auch ganz gut zu gefallen schien. Spielverderber waren natürlich mal wieder die Mädels, indem sie die Gestaltung in die Hand nahmen. Ab diesem Zeitpunkt gab es keine nackten Mädels mehr, sondern die Sektbar stand jedes Jahr unter einem neuen Motto, wie zum Beispiel die Bärenhöhle, Waterworld, Himmel und Hölle,...und in diesem Jahr(2001) der Bauernhof.Im Jahre 1990 wurde den Kirmesbesuchern besondere Schmankerln geboten. Der deutsche Nationalspieler Uwe Bein besuchte die Kirmes. Er stellte sich zum Messen beim Torwandschießen zur Verfügung, gab Interviews und Autogramme. Das Besondere an diesem Besuch war, das kurz vor seinem Auftritt die deutsche Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft gewann. Weiterhin lieferten die Toten Ärzte und die Straßenjungs eine super Rockshow.Besonders erwähnenswert ist auch die Highlightkirmes im Jahre 1992. Den Besuchern wurde ein weltklasse Programm mit der Countryband Truck Stop geboten. Weiterhin wurde passend zur engagierten Band ein Square Dance als Kirmestanz einstudiert.Samstag und Sonntag hatten die Besucher die Möglichkeit ihren Mut beim Bungeejumping zu testen. Ein weiteres Highlight war der Besuch von in Deutschland stationierten Amerikanern, die mit einem Kampfhubschrauber Sonntag mittag auf der Kirmeswiese landeten und diesen zur Besichtigung zur Verfügung stellten. Dieser Besuch wurde durch die Freundschaft der Kirmesburschen mit den Amerikanern ermöglicht, die durch gemeinsame Softballspiele gepflegt wurde.Abschließend kann man sagen, daß von Beginn an viel Mühe, Arbeit und Engagement in die Kirmes Eiterfeld/Arzell gesteckt wurde, um ein schönes Fest für die Dorfbewohner und für die Kirmesburschen und Mädels selber zu gestalten. Und das die Kirmes Eiterfeld/Arzell etwas Besonderes ist, sieht man an den zahlreichen Besuchern, die jedes Jahr das Fest aufsuchen, wofür sich die Kirmesmitglieder herzlich bedanken wollen.Ebenfalls bedanken sich die Schreiber dieser Chronik bei Stefan Schäfer, Elmar und Ulla Kiel, Georg Nophut, Udo Kimpel, Geli und Norbert Gombert, Jutta und Alexander Ibach, Dieter Aumann, Josef Rudolf und Albert Glotzbach für die Informationen und Bilder über die Kirmes, ohne die wir diesen Rückblick der letzten 25 Jahren nicht hätten schreiben können.